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Müggelturm

Müggelturm in den Müggelbergeneingezäuntes Müggelturmgelände Ende April 2020Ein 29,61 Meter hohes und überdachtes Bauwerk, in den Müggelbergen, aus Beton, Stahl und Glas. Seine überdachte Aussichtsplattform, die über 126 Stufen zu erreichen ist, liegt 120 Meter über dem Meeresspiegel. Er wurde nach 26-monatiger Bauzeit, während der Silvesterfeier 1961, im neuen Turmrestaurant eröffnet. Dieser Bau, der so etwas wie ein Wahrzeichen des Stadtteils geworden ist, besaß einen hölzernen Vorgänger, der durch einen Brand im Mai 1958 völlig zerstört wurde. Die Berliner wollten den Turm nicht missen, und so spendeten sie 130.000 Mark, stellten Material und Werkzeuge zur Verfügung und 3.700 freiwillig geleistete Arbeitsstunden im Rahmen des "Nationalen Aufbauwerkes" (NAW). Den Löwenanteil der Kosten in Höhe von knapp 2 Millionen Mark (inkl. der neuen Zufahrtsstraße) mußte aber der Bezirk Köpenick übernehmen.

Vom Müggelturm aus, hat man den besten Überblick über das im Berliner Urstromtal eingebettete Müggelland. Zu seinen Füßen liegt der sagenumwobene Teufelssee, leuchtet das Grün ausgedehnter Wälder, das zu den blinkenden Gewässern einen Kontrast bildet. Bei gutem Wetter kann man weit ins westlich gelegene Berliner Innenstadtgebiet sehen und so manches Bauwerk sehr leicht identifizieren. Am einfachsten hat man es dabei zweifellos mit dem Berliner Fernsehturm. Blickt man nach Norden hat man den Großen Müggelsee vor sich und erblickt am gegenüberliegenden Ufer den Ortsteil Friedrichshagen und das weiß leuchtende Standbad Müggelsee. Läßt man den Blick weiter nach Osten schweifen, blickt man auf den großen Müggelberg, die höchste natürliche Erhebung im Berliner Stadtgebiet. Beim Blick nach Süden sieht man, wie sich die Dahme ihren Weg durch die Wälder gebahnt hat. Und schließlich gerät auch die Grünauer Regattastrecke und der Flughafen Schönefeld ins Blickfeld.

Müggelturm bei NachtWerdegang seit der Wende: 1991 erhielt die bcb GmbH von der Treuhand den Zuschlag für das Gelände. Zwei Jahre darauf sprang ein erster Investor ab, weil sein Konzept einer Hotelschule abgelehnt wurde. Anschließend entwickelte 1994 die Müggelturm-Tourismus & Service GmbH ein neues Konzept. Zwei Investoren verzichteten, weil die Eigentumsverhältnisse noch nicht geklärt waren. Erst ein Jahr später ging das Areal ans Land und wird seitdem vom Bezirk verwaltet. Seit 1995 steht der Gebäudekomplex unter Denkmalschutz - deshalb verabschiedete sich wieder ein Investor. 1995/96 wurde das Bauwerk mit EG-Mitteln saniert, leider wurde damals gepfuscht, so daß eine erneute Sanierung notwendig ist.

1996 entwickelten Wolfgang Gerber und Ulrich Peickert ein "ökologisches Konzept". Ein Hotel sollte entstehen, was aber nach dem Flächennutzungsplan (FNP) nicht zulässig war: Wieder ging ein Interessent. 2000 wurde der FNP geändert. Weil aber der Denkmalschutz sein Projekt ablehnte, sprang wiederum ein Investor ab. Der nächste potenzielle Investor wollte neben dem Müggelturm eine Burganlage mit Hotel und Restaurants bauen. Wegen der massiven Bauweise wurde das Vorhaben aber vom Senat abgelehnt. 2002 wurde das Areal international ausgeschrieben.

MüggelturmrestaurantAls Konsequenz aus der gescheiterten Ausschreibung wurden die Bedingungen investorenfreundlicher gestaltet, indem der marode Gastronomiebereich abgerissen und neu bebaut werden darf. Zudem sollte die unterirdische Erschließung des Grundstücks (Strom, Wasser, etc.) eventuell mit GA-Mitteln, finanziert durch den Bezirk Treptow-Köpenick, komplett erneuert werden. 2007 wurde das Areal an einen Investor verkauft, der Erlebnisgastronomie versprach und einem Baubeginn im Frühjahr 2008. Da dieser aber außer einem nicht-genehmigungsfähigen Bauantrag nichts in die Wege leitete, wurde der Kaufvertrag rückabgewickelt. Im Mai 2014 erwarb ein neuer Eigentümer das Areal. Neben der Sanierung des Turms, ist geplant, ein deutsch-italienisches Restaurant entstehen zu lassen, ein Imbiss, eine Sonnenterasse mit Pool sowie Räume für größere Feste. Die Bauarbeiten dauern noch an.

früherer hölzerner MüggelturmDer hölzerne Vorgänger, der im chinesischen Pagodenstil erbaut wurde, stammt aus dem Jahre 1889. Er war 27 m hoch. Damals wurden auch die beiden massiven Treppen, nordöstlich und südlich angrenzend, angelegt und 1953 erneuert. Er hatte einen quadratischen Stockwerkbau, mit vorspringenden Dächern. Der Turm verjüngte sich nach oben hin. Die Turmterrasse war vorne mit zwei kleinen Türmen links und rechts gespickt. Er wurde vom Köpenicker Wäscherei- und Färbereibesitzer Carl Spindler (1841-1902) gestifteten und am 1. April 1890 offiziell als Aussichtspunkt zugelassen. 1924 integrierte sein damaliger Besitzer, Walter Wichelhaus, in den ehemaligen Gasträumen des Turms ein Museum, in dem u.a. der Backenzahn eines Mammuts zu sehen war. 1942 lagerte man die Sammlung in die Gaststätte Schmetterlingshorst aus, wo sie gemeinsam mit der weltberühmten Faltersammlung des Gaststättenbesitzers Büttner bei einem Bombenangriff zerstört wurde.

Müggelturm mit GaststättengebäudeFrüher hatte an seiner Stelle ein turmartiges Holzgerüst gestanden, das Jägern als Anstand diente, aber auch zur Brandbeobachtung genutzt wurde. Später in den Besitz der Familie Wichelhaus übergegangen, war der Turm schon immer eines der beliebtesten Berliner Ausflugsziele. Anfang 1945 erklärte die SS den Müggelturm zum militärischen Objekt: Während des II. Weltkriegs diente er als Beobachtungsposten für die Artillerie sowie als Funkturm zur Nachrichtenübermittlung. Kurz vor Kriegsende, war er vor seiner völligen Zerstörung gerettet worden. Volkssturmmänner hatten zwei Zentner Dynamit im unteren Turmraum für die Sprengung vorbereitet. Aber der Gastwirt, der damals seit 26 Jahren auf dem Turm zu Hause war, riss gleichsam im letzten Moment die Zündschnüre ab. Am Nachmittag des 19. Mai 1958 fiel das Bauwerk einem Brand zum Opfer. Etwa gegen 16:30 Uhr schlugen helle Flammen aus der Spitze des Turms hervor. Bald hatte sich auch eine riesige, weithin sichtbare Rauchwolke gebildet. Im trockenen Holz des Turmes fanden die Flammen reichlich Nahrung. Binnen kurzem glich der Turm einer lodernden Fackel, und seine Spitze brach brennend zu Boden.

MüggelturmDer Wirt des Turmrestaurants im Erdgeschoss, in dem sich bei Ausbruch des Brandes glücklicherweise nur wenige Gäste aufhielten, hatte sofort die Feuerwehr alarmiert, die mit acht Löschzügen und weiteren Spezialfahrzeugen anrückte. Sie bemühte sich vor allem darum, durch einen dichten Wasserschleier, ein Übergreifen der Flammen auf den unmittelbar angrenzenden Wald zu verhindern. Es gelang ihr auch, ein an den Turm angrenzendes Wirtschaftsgebäude und das Restaurant zu retten. Vom Turm selbst blieben nur glühende Balkenreste übrig. Als Brandursache stellten sich Schweißarbeiten im Inneren des seit fast einem Jahr wegen Baufälligkeit gesperrten Turmes heraus. Die Handwerker hatten kurz vor Ausbruch des Feuers Feierabend gemacht. Die von der HO Köpenick initiierte Renovierung sollte dem 69 Jahre alten Turm, mittels eines Stahlgerüsts im Inneren, neuen Halt geben.

ehem. Turmrestaurant Eingang Müggelturm Müggelturmrestaurant Gebäude Müggelturmgaststätte aus der Vogelperspektive Müggelturmareal von Turm aus gesehen
» Ausschreibung des Liegenschaftsfonds
» Diskussion zum Müggelturm in den Berlinforen
» Müggelturmartikel in der Wikipedia